Thomas Weissbach

Thomas Weissbach ist Inhaber der signum qualitatis GmbH in Gempenach. Er ist Qualitätsexperte durch und durch.

Wenn er nicht gerade arbeitet, widmet er sich seinen Tieren und seiner Familie.
 
https://www.signum-qualitatis.ch

«Ich bin ein leidenschaftlicher, bodenständiger Berater und Unternehmer.»

Interview: Roland Kämpf | Juli 2022

Weshalb haben Sie den Weg der Selbständigkeit gewählt?

Mein Bedürfnis nach mehr Eigenverantwortung und Selbstverwirklichung wuchs mit den Jahren der Anstellung bei verschiedenen Arbeitgebern. Sowohl die Eltern meiner Frau als auch meine Eltern waren selbständig erwerbend. 5 Jahre vor meiner eigenen Selbständigkeit haben meine Frau und ich zudem unsere eigene Tierarztpraxis von Null auf aufgebaut. Aus diesem Grund wusste ich in etwa, was mich erwarten würde. Genau dieser Umstand hielt mich jedoch auch lange davon ab, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Vor rund 10 Jahren tat ich den Schritt. Er war gut vorbereitet. Gestützt wurde er durch meinen damaligen Arbeitgeber, der mir ein langsames Austreten aus seiner, und dadurch ein langsames Hochfahren meiner eigenen Unternehmung ermöglichte. Bekannte unterstützen mich mit entsprechenden Kontakten und ihrem Netzwerk

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die Sie einem Neugründer mit auf den Weg geben? 

Geduld und Ausdauer. Ein kompletter Neustart unterscheidet sich signifikant von einer Geschäftsübernahme. Bei einem Neustart muss der entsprechende Kundenstamm und damit der Umsatz aufgebaut werden. Das dauert in der Regel mehrere Jahre. Gleichzeitig muss man im Hinterkopf behalten, dass man nicht mehr Aufträge annehmen darf, als man in der vereinbarten Zeit erfüllen kann. Aus diesem Grund halte ich mir immer etwas Kapazität für Unerwartetes frei.

Wieso der Name «signun qualitatis»?

Signum qualitatis bedeutet sinngemäss: «Zeichen der Qualität» oder «Wegweiser zur Qualität». Der Name ist weitgehend selbstsprechend. Er wird auch in der Westschweiz verstanden, an deren Sprachgrenze wir uns befinden.

Waben die vielen Qualitätslabels, welche in den Elfenbeintürmen der Wissenschaft entstanden sind, die Produkte wirklich besser gemacht?

Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Meine Erfahrung zeigt, dass für Unternehmen unter anderem dann ein Mehrwert aus den Zertifizierungen, Labels und Normen entsteht, wenn sie dies aus eigenen Bestrebungen, und nicht nur auf Druck von aussen, angehen und umsetzen. Der Einfluss auf hergestellte Produkte und Dienstleistungen ist sicherlich unterschiedlich; denn wir wissen alle, dass sowohl zertifizierte wie auch nicht zertifizierte Unternehmen Höchstleistungen bieten können.

Weshalb gibt es auch Ihrer Sicht so viele Rückrufe schadhafter Produkte?

Rückrufaktionen werden heute unter anderem über die Medien und Social Media kommuniziert und sind daher in aller Munde. Einen nicht geringen Anteil an den Rückrufen betreffen zudem Billig- und Importprodukte, welche geltenden Standards schlichtweg nicht genügen und gar nicht erst hätten auf den Markt kommen dürfen. Daneben beeinflussen selbstverständlich viele Faktoren die Qualität eines Produktes und können damit im schlimmsten Fall zu einem Rückruf führen. Diese umfassen die Herstellung der Grundstoffe, Rohmaterialien und Halbzeuge, die Beschaffung, den Transport, die Fertigung und Prüfung und auch die Verpackung. Weitere Faktoren liegen in eingesetzten Analysemethoden und Stichprobenprüfungen, allfällig später durchgeführten Gegenprüfungen oder Erfahrungen aus dem Feld (Einsatzbereich). Alle Schritte bergen spezifische Gefahren. Idealerweise sind diese ausreichend bekannt und bewertet; dadurch lässt sich das Risiko eines Produktrückrufs minimieren.

Was erwartet uns bezüglich des Themas Qualität in der Zukunft? 

Der Begriff Qualität muss weiter gefasst werden als bloss «die Erfüllung der vereinbarten Anforderungen und Erwartungen an ein Produkt oder eine Dienstleistung». Eigentlich müssten wir von Qualitätsmanagement sprechen. Qualitätsstandards und Normen entwickeln sich laufend weiter. Gewisse Bevölkerungsgruppen sind heute bereit, für nachhaltig produzierte individualisierbare Produkte (sprich Produkte mit höheren oder gar individuellen Anforderungen und Erwartungen als der Standard) einen höheren Preis zu bezahlen. Dies ist ein erfreulicher Gegentrend zum weiter bestehenden Fokus auf Billigangebote, den wir hier bei uns, wie auch in gewissen Nachbarländern, immer noch feststellen können. Gleichzeitig befindet sich unser Gewerbe und die Industrie in einer zunehmend schwierigen globalen Wirtschaftslage, insbesondere bezüglich der Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Roh- und Grundstoffen aber auch Komponenten. Wir stellen vermehrt eine Rückkehr der Unternehmen nach Europa fest, in eine Region, die politisch und sozial stabil ist. Diese und weitere Faktoren werden in Zukunft das Qualitätsmanagement stark prägen.